Wieso ist eine Freizeitaktivität planen so schwer? Das Smartphone hat Dich und die Gesellschaft verändert

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Als ich aufgewachsen bin, das muss so in den 90ern gewesen sein, hatte mein Freund noch ein 56k Modem mit einem atemberaubend guten Sound beim Einwählen in das Internet. Ein Sound, der heute höchstens noch im Berliner Technosumpf Verwendung findet (Sound of Berlin?). Für die Generation-Smartphone wäre dieser Umstand wahrscheinlich unvorstellbar. Über Musikgeschmack lässt sich bekanntlich streiten, unstrittig ist aber und jeder der in dieser Zeit aufgewachsen ist, wird das bestätigen: War eine Freizeitaktivität geplant, hat eine kurze Absprache genügt und jeder war zum vereinbarten Zeitpunkt vor Ort.

„Flexibel ist die neue Art der Verlässlichkeit!“

Heute sind wir angekommen bei der Berührung eines Glasdisplays auf meinem Smartphone, die es mir ermöglicht von überall und vor allem sofort mit dem Internet verbunden zu sein. So schnell wie diese Entwicklung technologisch voranschritt, so schnell kapitulierte auch die Verbindlichkeit unter Freunden, Bekannten und Kollegen. An dieser möchte ich die Frage stellen: Ist „flexibel sein“ die neue Art der „Verlässlichkeit“?

Das Web ist mittlerweile so „laut“ , dass nur noch Filter, Facebook macht es vor, helfen um überhaupt noch etwas zu „hören“. Gleichzeitig sehe ich genügend Menschen, die Ihren Beitrag leisten um die Welt jeden Tag ein Stück unverbindlicher zu machen. Ständig zeigt mir mein Facebook – natürlich ungefragt – welche Person heute wieder an einem …oder 2 oder 3 oder 4 Event(s) bei Facebook interessiert ist. Interesse ist schön, allerdings wäre es doch schön, wenn wir wieder einen bewussten Umgang mit den Einladungen unserer Mitmenschen lernen. Und da ist es egal ob es sich um die nächste Freizeitaktivität oder die gemeinsame Reise handelt.

Natürlich bietet Facebook uns diesen Vielleicht-Button an, was aber nicht bedeutet, dass wir ihn auch nutzen müssen. Ein kurzes hinterfragen, ob ich Lust oder Zeit habe, dieses Event zu besuchen, würde dem Veranstalter in der Regel schon reichen. An dieser Stelle gilt die Kritik natürlich Facebook, das mit der Funktion „Maybe“ diese Entwicklung vorangetrieben und Stand heute: gesellschaftsfähig gemacht hat.

Aber vergessen wir nicht uns. Es sind immer noch wir, die entscheiden wie wir auf eine Einladung von Freunden, Bekannten, Kollegen und Mitmenschen reagieren möchten. Natürlich bietet uns das Smartphone mit all seinen Diensten die Möglichkeit, auch mal spontan abzusagen, weil etwas dazwischenkam.

„Vielleicht ist das auch einfach zu viel Bolzplatzromantik.“

Aber jeder, der vor der Generation Smartphone aufgewachsen ist, wird sich erinnern – es gab nicht viel, was dazwischenkommen durfte, denn sonst hätte unser Freund Toni allein am Bolzplatz gewartet…und vielleicht würde er dann heute noch warten. Wir lebten in einer Welt in der sowohl Ort als auch die Zeit direkt und persönlich vereinbart wurden. Diese Absprachen wurden dann auch eingehalten. Ich war immer pünktlich auf dem Bolzplatz und meine Freunde waren es auch.

„Interessant sollte zu den verbotenen Worten gehören.“

Also was brauchen wir, um diesem Trend entgegenzuwirken? Ich denke in erster Linie kann man damit anfangen selbst bewusster mit seinem „Ja“ oder „Nein“ umzugehen. Dazu kommt, dass ein „Vielleicht“ bei keiner Frage für uns eine mögliche Antwortalternative sein sollte. Im Film Captain Fantastic zählt das Wort interessant zu den verbotenen Worten. Es ist und dem möchte ich zustimmen – einfach unkonkret. Wieso kann ich denn überhaupt bei Facebook auf eine Einladung von Freunden zur nächsten Freizeitaktivität mit „Interessiert“ antworten. Kann man nicht einfach antworten: „Danke für die Einladung…Sobald ich sicher weiß, dass ich kann, sag ich dir Bescheid“.

Beim Programmieren unserer App PLEVENDO sind wir auf genau diese Frage gestoßen und haben entschieden, die Antwortmöglichkeiten auf Ja und Nein zu begrenzen. Zudem wollen wir, mag es am Anfang doch befremdlich klingen, ein Scoring einrichten, das verlässliche Nutzer mit Incentives belohnt. Der Fokus liegt hier ganz klar auf dem Wort „belohnen“. Wir möchten aktiv mit den uns gegebenen Möglichkeiten das Gesellschaftsbild von morgen gestalten. Gemeinsame Freizeitaktivitäten müssen wieder so verlässlich wie die Absprache von damals und so einfach wie das WhatsApp von heute organisiert werden können. Genau das versuchen wir mit der App PLEVENDO zu vereinen.

Und mit ein bisschen Glück und genügend Nutzern, die unsere Ansicht teilen, wird das Gesellschaftsbild von Morgen, das von Gestern sein – verlässlich, persönlich und weniger digital.

Wie ist eure Meinung dazu? Teilt uns gern eure Erfahrungen mit und was ihr darüber denkt.

Was müsste eine App haben um vielleicht auch mehr Verlässlichkeit zu garantieren?

5 Antworten auf „Wieso ist eine Freizeitaktivität planen so schwer? Das Smartphone hat Dich und die Gesellschaft verändert“

  1. Hey,
    coole Idee. Mich nervt es immer tierisch ab, dass Leute es nicht auf die Kette kriegen bei einer Veranstaltung Ja oder nein anklicken können, auf der anderen Seite aber genügend Zeit haben jeden Tag ihr Essensverhalten teilen können. Egoisten! Da habt ihr mit eurer Gesellschaftskritik völlig Recht. Jeder ist sich selbst am nahesten und sch**** drauf, wie seine Reaktion (spontane Absage o.ä.) beim anderen ankommt. Ist ja easy grad mal von unterwegs abzusagen.

  2. Das Belohnungssystem klingt toll. 😉
    Wird dabei auch berücksichtigt, wenn jemand gar nicht reagiert?
    Das find ich immer noch trauriger, wenn noch nicht mal genug Zeit zum absagen gefunden wird.

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